Wenn ein schwieriges Stück oder eine schwierige Stelle trotz fokussierter Kleinarbeit in Deinen Übungssessions schwierig bleibt, ist es an der Zeit, locker zu werden und sich darauf zu besinnen, dass das Gitarre Spielen Spaß machen soll. Es heißt nicht umsonst „spielen“. In diesem Beitrag bekommt das Verb „spielen“ nochmal eine ganz neue Bedeutung. Schwierigen Stellen lässt sich nämlich ihr Schrecken nehmen, indem man mit ihnen spielt.
Löse Dich von der exakten Notation auf dem Notenblatt und improvisiere ein wenig damit herum. So trainierst Du auf spielerische Weise bestimmte Aspekte des Stückes und kannst das Gelernte hinterher wieder zu dem eigentlichen Stück zusammensetzen. Was könntest Du zum Beispiel machen?
- Überlege Dir auch bei einem klassischen Stück, welche Akkorde sich hinter den Noten der einzelnen Takte verbergen, und übe nur die Akkordwechsel ohne Melodie. Bei einem Fingerstyle Stück ist diese Variante recht einfach, da die Akkorde ja meist dabei stehen.
- Greif Dir ein paar Takte heraus und spiele sie im Dauer-Loop: mal langsam, mal schnell, mal Legato, mal Stakkato, mal in den originalen Notenwerten, mal punktiert.
- Bei einem klassischen Stück, das eigentlich keine Vocals hat, kannst Du Dir einen Liedtext ausdenken, der auf die Melodie des Stückes passt, und ihn beim Spielen mitsingen. Oder singe die Melodie einfach nur im La-La-La-Stil mit. Auf diese Weise prägt sich Dein Gehör ein, welches die Melodietöne sind, die auch mit den Fingern besonders hervorgehoben werden sollten.
- Sage die Namen der Noten laut an, wenn Du sie spielst. So wirst Du auf die Dauer neue Stücke schneller vom Blatt ablesen können, da sich Dein Gehirn Griff, Klang und Namen der Noten in Kombination merkt. Auch bei einzelnen Sequenzen bietest Du Deinem Gehirn, wenn Du die Notennamen beim Spielen ansagst, eine zusätzliche Möglichkeit an, sich die Abfolge zu merken.
- Spiele mehrere Durchgänge lang nur Bass- und Melodietöne und lasse die Fülltöne weg. Spiele nur den Basslauf oder nur die Melodie.
- Beim nächsten Mal spielst Du nur die Zwischenstimmen ohne Basslauf und Melodie und konzentrierst Dich darauf, sie mit einem besonders schönen Klang, besonders gleichmäßig, besonders sanft zu spielen wie es sich für die Begleitung gehört. Die Zwischenstimmen bekommen nämlich sonst oft die wenigste Aufmerksamkeit und werden am unsaubersten gegriffen. Das haben sie nicht verdient, denn auch sie tragen zur Gesamtwirkung des Stückes bei.
- Beobachte beim Spielen des Stückes, wenn Du die Noten nicht mehr brauchst, einmal ausschließlich die rechte Hand oder ausschließlich die linke Hand und konzentriere Dich darauf, die Profitipps für die jeweilige Hand beim Spielen konsequent umzusetzen.
- Spiele das Stück mit geschlossenen Augen und versuche zu erspüren, was sich anders anfühlt, wenn eine bestimmte Stelle besonders gut oder besonders schlecht geklappt hat. Du wirst staunen, welche Details Dir beim Spiel mit geschlossenen Augen plötzlich auffallen!
- Auch wenn Du beim Spielen aus dem Fenster oder auf ein Gemälde schaust, anstatt auf die Saiten, wirst Du Dein Gitarrenspiel erneut mit ganz anderen Sinnen wahrnehmen.
Und was soll das Ganze bringen? Nun, irgendwann konzentrierst Du Dich vor lauter Spielerei nicht mehr auf die komplizierten Griffe. Und dann löst sich vielleicht der Knoten.