Erfahrungsbericht | Review: Cordoba Fusion Orchestra CE Cedar

„Für einen guten Klang muss man sie 100% beherrschen, was nicht so leicht ist, weil sie sich völlig anders spielt als eine Nylonsaiten-Gitarre klassischer Bauweise“: Meine Erfahrungen nach einem Jahr mit der Cordoba Fusion Orchestra CE Cedar. Wie spielt sie sich und was sind die Vor- und Nachteile aus Sicht eines ambitionierten, fortgeschrittenen Hobbymusikers?

Auf der Suche nach Erfahrungsberichten zu bestimmten Gitarren stößt man oft auf Reviews und Demos bei Youtube, in denen ein Profi-Gitarrist eine Kostprobe seines Könnens gibt und dann ein paar blumige Worte über den Klang des Instruments verliert, das ihm für diesen Test vom Hersteller zur Verfügung gestellt wurde. Für Hobbymusiker mit der Frage „Welche Gitarre ist am besten für mich geeignet?“ ist das wenig hilfreich. Darum möchte ich euch heute ausführlich meine persönlichen Erfahrungen mit der Cordoba Fusion Orchestra CE Cedar aufschreiben. Wie spielt sie sich und was sind die Vor- und Nachteile aus Sicht eines ambitionierten, fortgeschrittenen Hobbymusikers?

Mein Weg zur Cordoba Fusion Orchestra CE Cedar

Ich kam nach vielen Jahren als Autodidakt und mehreren Jahren Gitarrenunterricht vor etwas mehr als einem Jahr zu einer Cordoba Fusion Orchestra CE Cedar (799 Euro), nachdem ich mich zuerst mit einer riesigen Dreadnought abgemüht hatte, dann auf eine kleinere Washburn Westerngitarre (Orchestermodell) umgestiegen war, um schließlich zu merken, dass man das Gitarrespielen besser erstmal von der Pike auf auf einer Konzertgitarre lernen sollte.

Nun war also eine Nylonsaiten-Gitarre gesucht, die für einen Umsteiger von Steel Strings keine allzu große Umstellung bedeuten würde. Für dieses Anforderungsprofil wurde mir im Fachgeschäft die Cordoba Fusion Orchestra CE Cedar empfohlen, weil sie mit ihrem vergleichsweise schmalen Griffbrett von nur 4,8 cm Breite oben am Sattel und 5,8cm unten am Korpus (im Vergleich zu den 5 bis 6,5 cm einer klassischen Nylonsaitengitarre) an die Westerngitarre erinnert. Während die Mensur (64,5 cm) und die Dicke des Gitarrenhalses dieselben Maße haben wie eine klassische Konzertgitarre, sind der Korpus und das Schallloch (8,4 statt 8,8 cm) kleiner. Die Saitenspannung ist höher, was beim Herunterdrücken wieder Erinnerungen an die Westerngitarre weckt.

Ein elegantes Crossover Instrument

In diesem Video-Review von Acoustic Vibes Music wird die Cordoba Fusion Orchestra CE Cedar deshalb sogar als Crossover- bzw. Hybrid-Instrument bezeichnet, das irgendwo zwischen einer Stahlsaiten- und einer Nylonsaiten-Gitarre rangiert und den Vorteil hat, das man beim häufigen Wechsel zwischen Stahlsaiten und Nylonsaiten die Hand nicht umständlich neu justieren muss.

Mir gefällt die physische Interaktion zwischen meinem Körper und dem Instrument sehr. Mit der Cordoba Fusion habe ich ein kleines, elegantes, modernes Instrument auf dem Schoß und viel Bewegungsfreiheit drumherum. Ich liebe es, das vornehme Griffbrett zu bedienen, ohne dafür allzu viel Kraft zu benötigen!

Nachdem ich sie nun etwas über ein Jahr spiele und zuletzt zum Vergleich einige Wochen lang eine klassische Konzertgitarre ausprobieren durfte (handgefertigtes Einzelstück), muss ich aber sagen, dass die Cordoba Fusion vielleicht immer noch nicht die Gitarre ist, die perfekt zu mir passt. Es gibt einige wichtige Punkte zu bedenken, bevor man sich dafür entscheidet.

Mittelfristig ist es besser, sich komplett umzugewöhnen

Auch wenn der Wechsel von der Washburn Westerngitarre auf die Cordoba Fusion Orchestra CE Cedar wegen der baulichen Ähnlichkeiten tatsächlich sehr einfach war, tut man sich mittelfristig mit der etwas größeren Umgewöhnung auf eine Konzertgitarre klassischer Bauweise den größeren Gefallen. Denn wer wechselt schon ständig zwischen Western- und Konzertgitarre hin und her?

Eigentlich hat man doch über längere Phasen hinweg eine Lieblingsgitarre und merkt erst im Abstand von Monaten oder Jahren, dass sich die Präferenz plötzlich verschiebt. Darum sollte das Ziel vor allem sein, dass die Gitarre, die man aktuell regelmäßig benutzt, gut zu einem passt, gut zu spielen ist und gut klingt, und nicht, dass man sich durch ein Hybrid-Instrument jederzeit alle Wechselmöglichkeiten offen lässt.

Man muss sie perfekt beherrschen

Das Problem ist: die Cordoba Fusion kann zwar wirklich schöne Klänge hervorbringen – aber nur, wenn man sie absolut perfekt beherrscht. Und das ist für einen ambitionierten fortgeschrittenen Hobbymusiker nicht so einfach. Selbst mein Maestro sagt, dass sie im Vergleich zu seinen Gitarren unglaublich schwer zu spielen sei.

Ich würde es so formulieren: Die Cordoba Fusion Orchestra CE Cedar muss aufgrund ihrer baulichen Besonderheiten einfach anders gespielt werden als eine Konzertgitarre klassischer Bauweise. Manche Grundregeln des klassischen Gitarrespielens treffen auf dieses Instrument nur bedingt zu (z.B. je stärker man die Saiten runterdrückt, umso schöner der Klang). Für die rechte Hand ist es schwieriger, die Stelle zu finden, an der die Fingerkuppe die Saite berühren muss, um den perfekten Klang zu erzeugen.

Lasst uns noch ein bisschen konkreter werden: Durch das schmalere Griffbrett hat man bei der Cordoba Fusion Orchestra CE Cedar weniger Spielraum für die perfekte Fingerstellung der linken Hand. Es muss einfach alles wirklich auf den Punkt sitzen, und dabei müssen die Finger auf engem Raum nebeneinander ihre Position finden. Bei der klassischen Konzertgitarre (ja, selbst bei einer kleinen Reisegitarre klassischer Bauweise!) habe ich mehr Spielraum, innerhalb dessen der Klang optimal ist. Manche Stücke – wie zum Beispiel dieses – kann ich deshalb auch nach zwei Jahren üben auf der Cordoba Fusion einfach nicht richtig gut spielen, obwohl ich es auf der Nylongitarre klassischer Bauweise beherrsche.

Weniger Kraft, aber auch weniger Orientierung

Ich habe vergleichsweise große Hände mit eher langen, schlanken Fingern. Dadurch fühlt sich der dünne, schmale Hals in meiner Hand angenehm luftig an. Akkorde, die sich über vier Bünde erstrecken, oder größere Sprünge auf dem Griffbrett sind auf diesem speziellen Griffbrett einfacher zu spielen. Man braucht weniger Kraft in der linken Hand als bei einer klassisch gebauten Konzertgitarre, weil man nicht so viel zu packen hat. Das ist ein Vorteil.


Aber andererseits bietet der dünne, schmale Hals meiner Hand wenig Halt und sie läuft ständig Gefahr, ihre Position parallel zum Griffbrett zu verlieren. Am Ende ist es einfacher, „ordentlich Holz in der Hand zu haben“, an dem man sich orientieren und festhalten kann, auch wenn sich die entsprechenden Gitarren grobschlächtiger und nicht so elegant anfühlen wie die Cordoba Fusion Orchestra CE Cedar. Empfehlenswert ist letztere vielleicht eher für kleinere Hände mit schlanken Fingern. Auf keinen Fall für dickere Finger.

Cutaway und Tonabnehmersystem

Zu den Besonderheiten der Cordoba Fusion Orchestra CE Cedar gehört der Cutaway mit den bekannten Vorteilen (leichtere Erreichbarkeit der ganz hohen Lagen). Aber auch dem Nachteil, dass man den 12. Bund mit der rechten Hand nicht so leicht findet, der bei Gitarren ohne Cutaway immer genau dort liegt, wo die Handkante an den Klangkörper stößt.

Sie hat außerdem ein komplexes Tonabnehmersystem standardmäßig eingebaut. Das ist erstmal toll, einfach Kabel reinstecken und verstärkt spielen. Doch schon nach wenigen Monaten begannen sowohl die „Mama-Cordoba“ als auch die Mini-Cordoba, die ich als Reisegitarre besitze,  nervig zu vibrieren und zu schnarren. In der Werkstatt war man erstmal ratlos, am Ende lag es am Tonabnehmersystem. Die ausklappbaren Batteriefächer sowie die Batterien selbst mussten mit Schaumstoff umwickelt und eine Befestigung improvisiert werden, damit sie die Nebengeräusche nicht länger auslösten.

Barré-Akkorde auf dem gewölbten Griffbrett

Das Griffbrett der Cordoba Fusion Orchestra CE Cedar ist nicht flach wie bei der klassischen Bauweise einer Nylonsaitengitarre, sondern leicht gewölbt wie bei meiner Washburn Westerngitarre. Barré-Akkorde lassen sich darauf aber wider Erwarten NICHT einfacher greifen. Ich war der festen Überzeugung gewesen, dass das schmale, dünne Griffbrett in Sachen Barré leicht zu bedienen sein müsste und dass sich der linke Zeigefinger ergonomisch über die Wölbung legen würde.

Doch weit gefehlt – ich komme mit Barré-Akkorden auf der klassischen Konzertgitarre viel besser klar, auch wenn man dort mehr Raum abdecken muss, und kann auch halbe Barrés, die mit dem unteren Fingerglied gegriffen werden, während die oberen beiden Glieder abgespreizt werden, darauf besser greifen. Wahrscheinlich, weil man bei einem flachen Griffbrett den Druck einfacher dorthin justieren kann, wo er benötigt wird.

Die Saiten und die rechte Hand

Noch ein paar Worte zu den Saiten der Cordoba Fusion Orchestra CE Cedar (oben hatte ich ja schon festgehalten, dass sie sich straffer gespannt anfühlen und mit der rechten Hand schwerer zu bedienen sind). Sie sind durch die glatte Oberfläche des gewölbten Griffbretts schwer zu kontrollieren, das heißt man verzieht sie leichter als bei klassischen Konzertgitarren nach oben oder unten und verzerrt dadurch den Ton. Durch den schmalen Hals liegen die beiden E-Saiten so nah am Rand des Griffbretts, dass z.B. Pull-offs auf der hohen E-Saite oder Bassläufe auf der tiefen E-Saite unglaublich schwer zu spielen sind. Wenn der Nebenfinger nicht hammerhart und im 100% korrekten Winkel aufsitzt, reißt man ständig aus Versehen die Saite mit vom Brett.

Trotzdem: Es ist nicht unmöglich, die Cordoba Fusion gut zu spielen. All die beschriebenen Herausforderungen bedeuten im Umkehrschluss auch: Wenn man dieser ganz besonderen Gitarre nach langem Üben ihren schönsten Klang entlockt, ist das ein unheimlich tolles Gefühl. Wenn man sich der Herausforderung gestellt hat und die perfekte Fingerarbeit für ein bestimmtes Stück auf der Cordoba Fusion hinbekommt, ist es plötzlich unglaublich easy, dasselbe Stück auf einer Konzertgitarre mit klassischem Griffbrett zu spielen – jedenfalls nach kurzer Umgewöhnung und ein bisschen Muskelkater in der linken Hand aufgrund des massiveren Instruments. Und trotzdem freut man sich danach jedes Mal wieder darauf, die Cordoba Fusion Orchestra CE Cedar in die Hand zu nehmen.